Wo das Gute schließlich siegt

Mal authentisch, mal überkandidelt, stets flott und unterhaltsam inszenierte die Theatergruppe Aschbach an zwei Abenden in der Mehrzweckhalle das Stück „Ehrensache“ – eine Komödie in drei Akten. Das vergnügte Publikum spendete eifrig Applaus. Bild: Fritz Kopetzky

Aschbach. Die Alleinerbin Barbara Baronin von Wiesental (Stephanie Schmitt) verkörpert zunächst die arrogante, selbstbezogene, überhaupt nicht einfühlsame Stadtdame. Aber auch Menschen können sich ändern. Der Butler Joachim (Peter Jäger) ist souverän, selbstbewusst und schlagfertig, der Notar (Eileen Kumpf) erscheint (wie sich später herausstellen sollte) als etwas „zwielichtig“.

Besondere Charaktere von Stadt und Land stellte die Theatergruppe Aschbach mit ihrer jüngsten Produktion „Ehrensache“, einer Komödie in drei Akten von Tina Segler, dar. Mit einer ausgefeilten, flotten Inszenierung, hervorragenden Schauspielerleistungen, mal bewusst authentisch und dann wieder bewusst „überkandidelt“ interpretiert und gespielt, wusste die Truppe um die Cheforganisatorin Sabrina Fischer dem Publikum in der zweimal voll besetzten Mehrzweckhalle ein großes Theatervergnügen zu bescheren. Viele Lacher, Szenenapplaus und lang anhaltender Schlussbeifall unterstrichen dies.

Für die Autorin Segler, inspiriert von eigener Theatererfahrung und achtfachem Nachwuchs, ist die Weisheit „Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst“ reine Tatsache. Das besondere Flair erhält das Stück voller Wendungen und Überraschungen in der Auflösung aber von der Schauspieltruppe selbst, allein von der Sprache her – die bodenständigen, sympathischen Personen wie die Köchin Louise (Patricia Knapp) oder die junge Schauspielerin Joy Stark (Anna Lehner) reden Odenwälderisch.

Die selbst ernannte, unerträgliche Diva Ursula (Eva Wetter) verstrickt sich in ihrem Versuch, Weltdame zu sein, in einem verräterischen Mix und Svenja Stein als Hotelgast auf Männerjagd (Stefanie Rohr) kann auch ein noch so wohl gesonnener Zimmernachbar (David Heiligenthal) nicht ernst nehmen. Schließlich bleibt der affektierte, hochgestochene Heiratsschwindler Graf Bernadotte (Bastian Hahn), der allein „von Berufs wegen“ des Dialektes nicht mächtig ist.

Die homogene Präsentation beginnt mit dem mit viel Sinn fürs Detail aufgebauten antiken Bühnenbild, für das eine Spenderin wertvolle Leihgaben zur Verfügung gestellt hat. Im Mittelpunkt steht das „lebende Bild“, wunderbar und perfekt gegeben von Kirsten Bihn als Großmutter Magdalena. Sie verkörpert eines der großen Geheimnisse des Stückes, der Vorgänge im Schloss Wiesental, die spätestens im dritten Akt der Auflösung bedürfen. Verstanden und gehört werden kann sie nur von ihrer Enkelin Barbara Baronin von Wiesental, was natürlich bei den Mitspielern viele Irritationen auslöst.

Überhaupt geschehen in diesem Schloss, dem alten Kasten, viele merkwürdige Dinge. Doch Butler Joachim behält den Überblick und die Fäden in der Hand. Er bedient sich der Hilfe seines alten Freundes Alexander Götz, eingeschleust als Hotelgast, der Aufklärung bringt, über die bösen Absichten der zwielichtigen Charaktere ebenso darüber, wo der eigentliche Schatz des verstorbenen Grafen Wilhelm von Wiesental „vergraben“ liegt.

Das Publikum in der Aschbacher Halle fühlte sich an zwei Theaterbanden sehr gut unterhalten und sparte nicht mit Applaus. Das ist ganz im Sinne der Autorin und der Schauspieltruppe: Das Leben ist vielfältig, Theaterstücke sind es auch. Humor ist wichtig, das ein oder andere melancholische Moment ist erlaubt. Und mit dramatischen Wendungen wird der Bogen gespannt.

in weiteres besonderes Moment der ehrenamtlich arbeitenden Aschbacher ist es, dass sie den Reinerlös aus dem Verkauf der Eintrittskarten wohltätigen Zwecken zur Verfügung stellen. Dabei kann das Publikum selbst vorschlagen, wem in diesem Jahr ein erkleckliches Sümmchen zugutekommen soll. Die Auszählung der Stimmzettel wird die Auflösung bringen. mk

Quelle: Wo das Gute schließlich siegt (wnoz.de)

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